Das Scheitern des Senioratsprinzips und die deutsche Ostkolonisation
Die nächsten 150 waren von vielfältigen Kriegen um die Führungsposition und die Macht in Krakau geprägt. Dies führte dazu, dass die Einheit des Landes keine weitere Stärkung erfuhr, sondern in mehrere piastische Herzogtümer zerbrach, die voneinander unabhängig waren. Auch im 13. Jahrhundert zur Zeit des Partikularismus erlebte die Idee der polnischen Einheit, die Regnum Poloniae, auf politischem Gebiet keine rechte Umsetzung und blieb auf die Kirche und die Tradition des Adels und der Dynastien beschränkt.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das Seniorat, die Herrschaft der Ältesten, abgeschafft, obwohl die hohe Stellung des Herzogs von Krakau erhalten blieb. Die formelle Verabschiedung des Senioratsprinzips wurde 1182 von den polnischen Herzögen und Bischöfen in Leczyca vollzogen. Auch jetzt konnte eine Einheit Polens nicht erreicht werden und die Fürstentümer der Piasten hatten als voneinander unabhängige Regionen weiterhin Bestand. Im Jahr 1202 wurde Leszek der Weiße Herzog von Kleinpolen. Er erhob Anspruch auf die Herrschaft in ganz Polen. Die Gebiete Pommerellen und Großpolen mit ihren Herzögen Swantopolk und Wladyslaw Odonic zeigten sich mit diesem Vorhaben nicht einverstanden und erhoben deutlichen Widerspruch. Bei einer Versammlung der polnischen Fürsten in Gasawa um 1227, in der gegen die beiden Herzogtümer beraten werden sollte, wurde Leszek jedoch unerwartet bei einem Überfall von Swantopolk getötet.
Schlesien im 12. und 13. Jahrhundert und der Mongolensturm von 1241
Wladyslaw, der in das Reich geflohen war, gelang es den Kaiser für seine Absichten zu gewinnen, sodass dieser im Jahre 1157 in Polen zu seinen Gunsten militärisch intervenierte. Der polnische Seniorherzog Boleslaw IV. wurde von Friedrich Barbarossa gezwungen, Schlesien an die Söhne des abgesetzen Herrschwers abzugeben und musste von nun an für einen Teil seines Reiches ein Lehn abgeben. Dennoch zögerte Boleslaw einige Jahre, ob er der Forderung nachkommen wollte. Nach einer erneuten kaiserlichen Drohungen, gab er 1163 Schlesien an die Söhne Wladyslaws, Boleslaw den Langen und Mieszko Kreuzbein heraus. Die Aushändigung Schlesiens an die Nachfahren Wladyslaws markiert das Ende der langen Linie der schlesischen Piasten.
Die sich anbahnende Einigung Polens unter den schlesischen Piasten endete mit dem Tod Heinrichs des Frommen. In der Schlacht bei Liegnitz starb der Herzog im Kampf gegen mongloische Horden. Schlesien verfiel daraufhin in viele feudalistische Fürstentümer. Diese wurden nach dem Mongolensturm von 1241 dem Königreich Böhmen zugeführt. Nachdem die Mongolen große Teile Südpolens verwüstet hatten, zogen sie sich in ihre russischen Fürstentümer zurück, die sie ebenfalls erobert hatten. Dennoch stellten sie bis Ende des 13. Jahrhunderts eine ständige Bedrohung dar, denn sie unternahmen weiterhin Raubzüge in Richtung Westen. Dies hatte zur Folge, dass das politisch zersplitterte Polen wirtschaftlich und auch militärisch zunehmend schwächer wurde. Die Fürsten der Nachbarvölker nutzen dies aus, insbesondere böhmische und deutsche Landesfürsten begannen ihr Gebiet auf Kosten Polens zu erweitern.
Pommern unter der Herrschaft der Greifen
Das Land wurde zu Beginn des 6. Jahrhnderts von den slawischen Pomoranen besiedelt. Pommern erstreckt sich mit dem Zentrum Stettin über beide Oder-Seiten. Im 10. Jahrhundert gerieten die Pomoranen unter den Einfluss ihrer christlichen Nachbarn. Im Westen drohte Gefahr durch die deutschen Landesfürsten, insbesondere durch den sächischen Mark dem Billunger und den ostmärkischen Marktgrafen aus Brandenburg. Im Südosten kamen die Fürsten der Polanen, die die Intention hatten, die Pomoranen politisch enger an sie zu binden. Die Dänen wollten die Pommersche Provinz jedoch nicht den Deutschen und den Polen überlassen und so versuchte König Knuth VI., König der Dänen, Pommern unter seine Lehnsherrschaft zu bringen, was ihm 1185 gelang. Bis zu Schlacht bei Bornhöved blieb Pommern unter dänischer Vorherrschaft.
Die Pomoranen leisteten unermüdlichen Widerstand gegen ihre Nachbarn und deren Unterwerfungsbestrebungen. Nach mehreren Volksaufständen, die auch erfolgreich gewesen waren und durch die sie wenigstens für kurze Zeit ihre Freiheit erkämpft hatten, wurden sie in der Zeit von 1116 bis 1121 von Boleslaw Schiefmund unterworfen. Boleslaw ließ die Pomoranen durch Otto von Bamberg christianisieren. Wartilslaw I. wurde von ihm als Vasallen in Stettin eingesetzt. Dieser stammte aus der Greifen-Dynastie, die sich bis zum Aussterben in der männlichen Linie bis 1637 in Pommern behaupten konnte. Im Jahre 1136 zwang Lothar III. Boleslaw, seine kaiserliche Lehnsherrschaft über Pommern anzuerkennen, dieses vergab er mit der Insel Rügen als Lehen.
Im Zuge der Wendenkreuzzüge siegte Heinrich der Löwe, der Herzog von Sachsen, 1164 über die Fürsten von Stettin. Er selbst wurde Lehnsherr von Pommern. Nach einem verlorenen Krieg musste er sich jedoch 1181 seinem Cousin Kaiser Friedrich Barbarossa unterwerfen. Dies bedeutete seinen völligen Machtverlust und er ging daraufhin für einige Jahre ins Exil nach England. Der pommersche Herzog Bogislaw I. stellte sich 1181 unter den Schutz des Kaisers, da er vom dänischen Waldemar I. bedrängt wurde und von Polen keine Hilfe erhielt. Pommern wurde somit Reichslehen und die pommerschen Herzöge wurden in den Rang deutscher Reichsfürsten erhoben.
Pommerellen unter den Samboriden
Ab 1138 stand Pommerellen unter dem Einfluss des polnischen Senior-Herzogs und ab 1269 ebenfalls dem Brandenburgs. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand die slawische Samboriden-Dynastie, welche bis ins Jahre 1294 über Pommerellen herrschte. Mit dem Tod des plonischen Senior-Herzogs, Leszeks dem Weißen, erlangten die pommerellischen Herzöge 1227 Unabhängigkeit von Krakau. Der letzte unabhängige pommerellsche Herrscher Herzog Mestwin II. schloss 1282 mit dem großpolnischen Herzog Przemyslaw, dem späteren König von Polen, einen Vertrag. Dieser besagte, dass Przemyslaw nach Mestwins Tod dessen Erbe in Pommerellen und Danzig antreten sollte. 1308 wurde das Land schließlich von den Rittern des Deutschen Ordens erobert und war bis 1466 in deren Hand.
Lebus und Entstehung der Neumark
Die Ausdehnung der Mark Brandenburg nach Osten auf polnisch-piastischen Territorien führte 1250 zum Verlust von Lebus und zwischen 1252 - 1271 zur Entstehung der Neumark als Pendant zur Altmark. Gegen Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Polen von der heutigen Grenze entlang der Oder abgedrängt. Rückeroberungsversuche unter König Wladyslaw Ellenlang Anfang des 14. Jahrhunderts schlugen fehl.
Konrad von Masowien und der Deutsche Orden
Der polnische Herzog Konrad von Masowien begann seinen Machtbereich alleine zu erweitern. Sein Kriegsziel war dabei das pruzzische Gebiet um Kulm. Die Expansion auf Kosten seiner heidnischen Nachbarn endete jedoch im Fiasko. Konrad verlor seine Eroberungen und wurde nun von den Nachbarn bedroht. Da er außerdem in Konflikt mit den anderen piastischen Herrschaften stand, richtete er sein Augenmerk auf den Deutschen Orden, der im Jahre 1225 aus Ungarn vertrieben wurde. Ein Jahr später bat Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe und versprach ihm im Gegenzug das Kulmer Land als herzögliches Lehen. Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Hermann von Salza, ließ sich zur Sicherheit von Kaiser Friedrich II. den Besitz des Kulmer Landes mit der Goldenen Bulle von Rimini bestätigen. Außerdem schloss der Orden mit dem Herzog im Juni 1230 den Vertrag von Kruschwitz, welcher ihm das Land zu freien Verfügung stellte. Das Auftauchen des Deutschen Ritterordens im Pruzzenland führte dazu, dass die Mönchsritter im Mittelalter zunächst Polens Erzfeinde wurden und später auch Litauens.
Lesen Sie weiter: Wiedervereinigung