Mieszko I. und die Christianisierung Polens
Da Mieszko I. 963 das erste Mal in schriftlichen Dokumenten auftaucht, wird dieses Jahr oft als Beginn der polnischen Geschichten genannt. Zu diesem Zeitpunkt wurde Mieszko von den beiden Marktgrafen Gero aus der Ostmark und Wichmann der Jüngere nach mehreren Kämpfen besiegt und in einem Teil seines Herrschaftsgebiets dem Heiligen Römischen Reich tributpflichtig gemacht.
Zwei Jahre später verbündete sich Mueszko jedoch mit den christlichen Tschechen, woraufhin er sich 966 taufen ließ, mit der Absicht die böhmische Herzogstochter Dobrawa zu ehelichen. Seine Entscheidung zur Konversion war eine rein politische Entscheidung, denn so konnte er unter dem Vorwand der Missionierung seine eigenen Grenzen ausweiten. Außerdem übte das Heilige Römische Reich Druck auf ihn aus.
967 profitierte Herzog Mieszko das erste Mal von seinem Bündnis mit Böhmen, als er zusammen mit przemyslidischer Reitertruppen den Grafen Wichmann in die Flucht schlagen konnte. Wichmann, der militärische Führer des slawischen Wolinderbundes, wollte den Vorstoß Mieszkos nach Pommern verhindern. Sein Schwert wurde an Kaiser Otto ausgehändigt
Im Zeitraum zwischen 967 und 979 unterwarf Mieszko ganz Hinterpommern und Pommerellen. Jedoch kam es durch den Zugang zur Ostsee zum Konflikt mit Skandinavien. Daraufhin arrangierte Mieszko die Hochzeit seiner Tochter Swietoslawa mit König Sven von Dänemark.
Im Jahre 986 erneuerte Mieszko seinen Vasallenstatus abermals, indem er dem noch minderjährigen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Otto III. in Quedlinburg huldigte. In dessen Namen führte er einen Feldzug gegen die heidnischen Elbslawen an, wobei ihn Kaiserin Theophanu bei der Eoberung Schlesiens und Kleinpolens, beides im Besitz Böhmens, militärisch unterstützte.
Mieszkos zweite Ehe mit der Sächsin Oda von Haldensleben führte jedoch zum Bruch zwischen Polen und Böhmen. Dieser Konflikt endete 989 schließlich im Krieg, in dem die Slowakei, Mähren, Schlesien und Kleinpolen erobert wurden.
Kurz vor seinem Tod stellte Mieszko Polen unter den Schutz des Papstes. Damit wurde Polen zum päpstlichen Lehen. Sein Sohn Bolesław der Tapfere trat nach seinem Tod 992 seine Nachfolge an.
Boleslaw Chrobry und der erste Aufstieg zur Großmacht
In alter slawischer Tradition teilte Mieszko sein Reich 992 unter seinen vier Söhnen Boleslaw, Swietopelk, Lambert und Mieszko (jun.) auf. Boleslaw verstieß jedoch gegen den Willen des Vaters und jagte seine drei (Halb-)Brüder aus dem Reich. Die Reichseinheit wurde wiederhergestellt und Boleslaw setzte die Politik seines Vaters fort. Das östliche Gebiet blieb bis ins 12. Jahrhundert unter polnischem Einfluss.
Im Zuge der Christianisierung der baltisch-pruzzischen Stämme an der Ostsee gelangte Bischof Adalbert von Prag 997 nach Polen und von dort ins Pruzzenland. Dort wurde er jedoch ermordert. Boleslaw ließ Adalberts Leichnam in der Kathedrale zu Gnesen beisetzen, nach dem polnisch-böhmischen Krieg wurde der Leichnam 1038 jedoch nach Prag übergeführt. Im Jahre 999 wurde Adalbert durch Silvester II. jeilig gesprochen, was die Errichtung einer unabhängigen polnischen Kirchenprovinz erleichterte. Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. entsprachen somit dem Wunsch Boleslaws.
Der römisch-deutsche Kaiser Otto III. pilgerte im Jahr 1000 zum Grab Adalberts, der ein Freund von ihm gewesen war. Dort gab er sein Reichskonzept "Renovatio Imperii Romanorum" bekannt. Dieses Konzept sah vor, dass Polen innerhalb des Imperiums die gleiche Position wie etwa Germania oder Gallia einnehmen sollte. Für die slawischen Provinzen wurde das Erzbistum Gnesen errichtet, ein erster Grundpfeiler für die spätere Loslösung Polens vom Heiligen Römischen Reich. Außerdem erkannte Otto III. bei diesem Anlass die Souveränität des piastisch-polnischen Herrschers an. Dies bedeutet, dass die Tributpflicht, die seit 963 bestand, nun entfiel. Der Plan des jungen Kaiser sah vor, dass die christanisierten Völker des Ostens zu einem neuen christlichen Weltreich unter seiner Führung vereinigt werden sollten. Polen sollte in dieser "Sclavinia" eine führende Position erhalten.
Otto war Boleslaw gegenüber wohlgesonnen und soll ihn sogar zum König erklärt haben. Dies ist in der Forschung aufgrund mangelnder Beweise umstritten, eindeutige Indizen sprechen jedoch für die These. Die Königszeremonie wurde allerdings deifinitiv nicht beendet, da die Einverständniserklärung des Papstes fehlte.
Durch den frühen Tod Ottos III. 1002 und seinen Nachfolger Heinrich II., der dem König der Polen weniger wohlgesonnen gegenüber stand, veränderte sich die Beziehung Polens zum Heiligen Römischen Reich drastisch. Boleslaws Opposition gegenüber dem Reich führte schließlich zum mehrjährigen Krieg. Polen konnte sich und seine Staatlichkeit jedoch behaupten und schloss im Frieden von Bautzen einen Ausgleichsfrieden mit dem Deutschen Reich. Boleslaw verdankte dies sowohl seiner durchdachten Politik, als auch seinen sächsischen Verbündeten, wie etwa seinem Neffen Knut von Dänemark. Heinrich bestätigte, wenn auch widerwillig, die im Jahr 1000 getroffene Absprache zwischem dem Reich und Polen, außerdem sprach er Boleslaw militärische Hilfe zu, die dieser für seinen lang geplanten Zug nach Kiew benötigte. Boleslaw gelang es zwar nicht, die Mark Meißen zugesprochen zu bekommen, allerdings konnte er seine Erwerbungen um Westen lehnsfrei behalten. Jedoch bedeutet der Krieg mit dem Reich einen Substanzverlust des Landes.
Nachdem er mit dem Kaiser Frieden geschlossen hatte, wandte sich Boleslaw nach Kiew. Von dort wollte er seinen Schwiegersohn, den Großfürst Swjatopolk, unterstützen, denn dieser befand sich im Konflikt mit seinem Bruder Jaroslaw. Nach seiner Wiedereinsetzung erwarb Swjatopolk im Jahr 1018 die tscherwenischen Burgen für Polen zurück. Boleslaw befand sich nun auf dem Höhepunkt seiner Macht. Als Kaiser Heinrich 1024 starb, nutzte Boleslaw dies für seine endgültige Königskrönung. Er nutze das deutsche Interregnum aus, um sich 1025 ein zweites Mal zu krönen und somit zum ersten König von Polen zu werden. Im Reich wurde dies zwar negativ aufgenommen, für Polen war es dennoch ein großer Prestigegewinn. Allerdings sollte sich zeigen, dass das Königtum nicht von Dauer war.
Wirren in Polen unter Mieszko II.
Nach dem Tod Boleslaws im Jahr 1025 folgte ihm sein Sohn Mieszko Lambert nach. Dieser war für die damalige Zeit äußerst gebildet, er sprach neben Polnisch auch Lateinisch und Griechisch. Mieszko Lambert erhob sich und seine deutsche Frau Richeza in den Stand der Könige, damit er seine Souveränität vor der Lehnsherrschaft der römisch-deutschen Kaiser sichern konnte. Jedoch verlor sein Reich in den kommenden fünf Jahren zunehmend an Stabilität durch diverse miltärische, ökonomische und auch soziale Umstände wie der Aufbau der jungen Monarchie, Kriege und hohe Kosten, die die Kirche verursachte.
Wie schon sein Vater unternahm Mieszko zwischen 1028 und 1030 Präventivkriegszüge gegen östliche Gebiete des Heiligen Römischen Reiches, da ihn der neue Kaiser Konrad II. nicht als König anerkannte. Diese Kriegszüge brachten ihm im Reich der Salier sowie im restlichen Europa viele Feinde ein, was den jungen Staat letztendlich überforderte. Auch provozierte er militärische Reaktionen sowohl Konrads als auch des Großfürsten von Kiew, ein Feind seines Vaters. Gegen diese mächtige Allianz kam Mieszko nicht an, er musste einige Gebiete abtreten und auch die innere Opposition wurde so gestärkt: Seine Brüder vebündeten sich mit seinen Gegnern. 1031 wurde Mieszko schließlich gestürzt und war zur Flucht gezwungen. Das Land musste er seinen (Halb-)brüdern Otto und Bezprym überlassen.
Doch auch Bezpryms Herrschaft währte nicht lange. Bei einem Aufstand wurde er 1032 ermordet. Der Tod Bezpryms bedeute für Mieszko die Möglichkeit seiner Rückkehr. Er verbündete sich mit seinem Bruder Otto und kehrte aus dem Exil in Böhmen nach Polen zurück. Auch mit Kaiser Konrad verständigte er sich auf dem Hoftag von Merseberg im Jahre 1033. Dabei verzichtete Nieszko auf die Königskrone und teilte sich das Reich mit seinem Bruder Otto. Im selben Jahr verstarb Otto jedoch und so konnte Mieszko die Hauptprovinzen Polen an sich binden, bevor er am 10. Mai 1034 verstarb.
Verloren waren nun jedoch die boleslawischen Eroberungen, das Gebiet Polens umfasste die Hauptprovinzen Groß- und Kleinpolen, Masowien, Schlesien und Pommerellen. Damit entspach Polen 1034 in etwa dem heutigen Gebiet. Nach seinem Tod hinterließ Mieszko allerdings ein von Aufständen geplagtes Land. Durch den Verzicht auf die Königswürde war Polen nun wieder abhängig von römisch-deutschen Kaisern.
Staatskrise und Erneuerung
Im Jahr 1034 übernahm Mieszkos Sohn Kasimir die Herrschaft, jedoch konnte er seine Macht nicht lange halten, schon 1037 wurde er von der Opposition aus Polen in Richtung Ungarn verdrängt. Zwischen 1037 und 1039 löste sich der polnische Staat langsam auf. Insbesondere in der Region Großpolen kam es zu Aufständen gegen das Magnatentum und die Kirche. Andere Regionen verselbständigten sich sogar, etwa Pommern und Masowien.
Die Schwäche der piastischen Zentralgewalt nutzte der böhmische Herzog aus, um auf einem Kriegszug das Land zu verwüsten, Schlesien zu erobern und die Gebeine des Heiligen Adalberts zu erbeuten. Heinrich III., der neue Kaiser im Reich, befürchtete nun ein Erstarken Böhmens unter Břetislav I. und unterstütze den Herzog Kasimir deshalb militärisch. Mit der Hilfe Heinrichs gelang es dem Herzog Großpolen und 1040 Kleinpolen zurück zu erobern. Krakau in Kleinpolen macht er sofort zur neuen Hauptstadt. Um die östlichen Grenze abzusichern, schloss Kasimir 1041 ein Bündnis mit Jaroslaw von Kiew. Kurz darauf heiratete er auch dessen Schwester Fürstin Dobroniega-Maria. Jaroslaw stellte ihm daraufhin militärische Hilfe bei der Rückeroberung Pommerellens und Masowiens zur Verfügung. Kurz vor seinem Tod 1058 erwarb er gegen den Willen des Kaisers Schlesien von Böhmen zurück. Nachdem Břetislav I. die "bayrische Rebellion" gegen den Kaiser unterstützte und dadurch bei diesem in Ungnade fiel, musste er auf Drängen des Kaisers 1054 endgültig auf Schlesien verzichten. Dies wurde zum Anlass für böhmisch-deutsche Auseinandersetzungen, was beide slawischen Staaten nachhaltig schwächte.
Mit Hilfe seines Onkels, dem Erzbischof Kölns Hermann II., baute Kasimir den christlichen Staat der Piasten erfolgreich wieder auf. Außerdem etablierte er das Rittertum in Polen, indem er Land an Krieger vergab.
Nach Kasimirs Tod im Jahr 1058 trat sein Sohn Boleslaw II. die Nachfolge an. Boleslaw war vor allem in der Außenpolitik sehr erfolgreich, er befreite sich etwa von der Tributpflicht für Schlesien an Böhmen. Sein größter Erfolg war jedoch mit Erlaubnis des Papstes die Königswürde im Jahre 1077 wiederzuerlangen. Im Bereich der kirchlichen Strukur führte Boleslaw die Politik des Wiederaufbaus seines Vaters fort. Das Ende seiner Herrschaft war jedoch weniger glorreich: Nach der Verurteilung und Tötung des Bischofs von Krakau, löste dies einen Aufstand gegen Boleslaw aus. Dieser ging so weit, dass er schließlich nach Ungarn flüchten musste. Dort starb er 1082.
Boleslaws jüngerer Bruder Wladyslaw Herman folgte ihm auf den Thron. Er erlaubte Boleslaws Sohn aus dem Exil zurückzukehren und gestand ihm sogar eine eigene Provinz zu. Gegen Ende seiner Herrschaft musste er auf Druck seiner Söhne diesen eigene Provinzen zuweisen, die Oberherrschaft lag jedoch weiter in seiner Hand. Wladyslaw Herman starb im Jahre 1102.
Das Testament von Boleslaw Schiefmund
1108 unterwarf Boleslaw seinen Halbbruder Zbigniew und auch einen Invasionsversuch Kaiser Heinrichs V. konnte er erfolgreich abwehren. Polen war somit nach wenigen Jahren unter der Herrschaft von Boleslaw geeinigt.
Boleslaw gelang es 1108 seinen Halbbruder Zbigniew zu unterwerfen und 1109 einen Invasionsversuch Kaiser Heinrichs V., der damit nicht einverstanden war, erfolgreich abzuwehren, sodass Polen bereits nach wenigen Jahren geeinigt war. Unter ihm weitete sich Polen bis ins Jahr 1121 auf Pommern aus. Dieser Machtbereich blieb bis zum Einschreiten Heinrichs des Löwen 1164 erhalten.
Aufgrund seiner vielen Söhne, unter denen er einen Machtkampf verhindern wollten, teilte Boleslaw III. das Reich unter ihnen auf, jedoch erhielt nur der älteste die Aufgabe, Polen nach außen zu repräsentieren.
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