Die polnische Gastronomie

Die Polen besuchen Restaurants nicht häufig, sie bevorzugen häusliche Kochkunst. Zudem existieren nur noch wenige Gaststätten, welche die traditionelle Küche pflegen. In der polnischen Gastronomie hat die internationale Küche Einzug gehalten und auf Speisekarten findet der Gast neben wenigen einheimischen Spezialitäten überwiegend französische, italienische oder chinesische Speisen.

Gastronomie

In den Restaurants allerdings, die traditionelle polnische Gerichte servieren, fühlt man sich häufig geradezu ins Mittelalter versetzt. Das rührt nicht nur von der Architektur der Häuser her, die diese Restaurants in der Regel beherbergen, sondern liegt auch daran, dass sie meistens in den Altstädten rings um die mittelalterlich anmutenden Märkte angesiedelt sind, wie sie in Warschau, Kraków oder Gdansk zu finden sind. Polnische Gastgeber führen ihre ausländische Gäste gerne in Lokale, die authentische altpolnische Gerichte servieren. Auch die Einrichtung, oftmals aus altem Holz, sowie das Tafelgeschirr - polnische Keramik, polnisches Glas -, dazu Fresken oder alte Stiche an den Wänden verleihen dem Gast das Gefühl, das Mittelalter hautnah zu erleben.

In Warschau oder im alten Kraków liegen die beliebtesten dieser Spezialitätenrestaurants unweit der Königsschlösser. In Kraków beispielsweise verkehren Liebhaber der polnischen Küche im »Staropolska« oder im »Wierzynek«, das den Ruf besitzt, eines der besten Restaurants in Polen zu sein. Die Legende berichtet, dass der Krakówer Kaufmann Pan Wierzynek im Jahre 1364 einen üppigen Empfang für die Gäste des Königs Kazimierz Wielki (Kasimir der Große) gab und jedem der Gäste als Erinnerung an dieses Festmahl, bei dem gebackene Pflaumen, Barszcz, Rebhuhn mit Preiselbeeren und zahlreiche weitere Leckereien serviert wurden, ein goldenes Gedeck überreichte. Alljährlich werden in dieses Restaurant, das sich im ehemaligen Haus des Kaufmanns befindet, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens - Schriftsteller, Politiker, Künstler, Architekten - zu einem traditionellen Mahl geladen.

Ein traditionelles Restaurant in der Warschauer Altstadt ist das hinter der alten Stadtmauer (Barkan) gelegene »Rycerska« (zum Ritter), zu dessen Spezialitäten Wild und Geflügel nach altpolischer Art sowie Gerichte aus der königlichen Schlossküche des 17. und 18. Jahrhunderts zählen.

Weinstuben, zumal in den Altstädten und historischen Vierteln, gehören zu den beliebtesten Aufenthaltsorten der Polen in ihrer Freizeit. Neben verschiedenen Weinsorten wird Met kredenzt, ein Honigwein nach mittelalterlichem Rezept.

Eines der bevorzugten Getränke in Polen ist allerdings Tee, dementsprechend stößt man fast überall auf kleine Kaffee, zu süßem Gebäck getrunken wird. Im Sommer haben Straßencafés Hochkonjunktur. Straßenmusikanten ziehen umher, Maler, meist Studenten, führen ihre Bilder vor, Blumenstände umrahmen die Cafés.

Eine typisch polnische Einrichtung sind die Bar mleczne (Milchbars). Man trinkt dort keine Milch, isst auch kein Eis, bestellt höchstens auf die Schnelle einen Kaffee. In diesen einfach eingerichteten Lokalen, die den deutschen Imbissstuben vergleichbar sind, nimmt man im Vorbeigehen ein kleines Frühstück zu sich, einen einfachen Mittagsimbiss oder trinkt einen Saft.

Quelle: Polnisch Kochen - Gerichte und Ihre Geschichte von Magrit Liepe, Verlag Die Werkstatt

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